Montag, 14. März 2011

The Week After - Der Zerfall der japanischen Wirtschaft

Nachdem bereits gestern auf die möglichen Konsequenzen des Erdbebens in Japan hingewiesen wurde, soll hier einer Bestandsaufnahme Raum geboten werden, wie die ersten Schäden an der Weltwirtschaft aussehen.

Die Experten der Ökonomie, die davon sprechen, dass vom Kollaps der japanischen Wirtschaft im Zuge der Naturkatastrophe keine Gefahr für die Weltwirtschaft ausgehe, sind äußerst optimistisch. Nicht nur das Japan die drittgrößte Volkswirtschaft ist, Japan ist in hohem Maße mit den anderen Industrienationen verbunden, wie es sich in den Zeiten einer globalisierten Welt gehört.


 „Die Globalisierung ist so weit fortgeschritten, dass eine solche regionale Krise durch die Produktion an anderen Standorten aufgefangen werden kann“, sagte Michael Grömling, Konjunkturexperte am Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), der Welt.


Im selben Absatz gibt man aber auch zu bedenken, dass sich die Ökonomen schlicht weigerten, die Möglichkeit einer atomaren Katastrophe in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, ganz so, als wäre dies eine völlig unrealistische Annahme. Des alten Tricks der Externalisierung wird sich also weiterhin bedient. Auch der Hinweis auf die Regionalität dieser Krise ist wohl eher Wunschdenken, denn ungünstige Windverhältnisse könnten aus dieser "regionalen Krise" recht schnell eine internationale machen.


Wenn wir den Blick von der Märchenstunde der Ökonomen ab- und uns den Fakten zuwenden, dann sind die ersten wirtschaftlichen Schäden erkennbar. Noch vor der radioaktiven Wolke, die Europa in 2 Wochen erreichen dürfte, sind die ersten Ausläufer des ökonomischen Tiefdruckgebiets bereits heute angekommen: Der DAX verlor 1,65 Prozent und fiel auf 6866 Punkten. Von der jüngsten Euphorie, der DAX würde bald die 8000 Punkte-Marke erreichen, ist nicht mehr viel geblieben. Die größten Verluste mussten, wie erwartet, die Energieriesen E.ON (-5,26 Prozent) und RWE (-4,77 Prozent) hinnehmen. Die Papiere des Rückversicherers Munich Re verloren ebenfalls, hier ging es um 3,36 Prozent nach unten. Einen Lichtblick stellen, was Wunder, die Papiere von regenerativen Energie-Unternehmen dar, hier schossen die Papiere regelrecht durch die Decke. Allein Conergy machte zwischenzeitlich 30 Prozent gut, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass speziell diese Aktie von einem sehr niedrigen Niveau aus startete.


Der Leitindex Japans verlor über sechs Prozent, es ist der höchste Tagesverlust seit der Krise 2008. An einem Tag wurde so ein Börsenwert in Höhe von 200 Milliarden Euro vernichtet. Und dies obwohl die japanische Notenbank ca. 130 Milliarden € in die Märkte pumpte. Die Papiere von Toyota und Honda gaben um sechs bzw. acht Prozentpunkte nach. Der Betreiber der japanischen AKW, Tepco, büßte 24 Prozent seines Börsenwertes ein.


Die Zerstörung der Infrastruktur in Japan ist kolossal. Die Industrieproduktion geht dementsprechend massiv zurück. Natürlich könnte der Wiederaufbau des Landes der Wirtschaft wieder auf die Beine helfen, es steht allerdings die Frage im Raum, wer diesen Wiederaufbau bezahlen soll. Japan selbst dürfte es jedenfalls nicht gelingen, angesichts der extremen Staatsverschuldung, den Wiederaufbau zu finanzieren. Auch die USA, die nach dem 2. Weltkrieg Erfahrung darin gesammelt hat, wie man zerbombte Länder wieder aufbaut, fällt hier aus, denn die Schulden wachsen auch den Cowboys über den sprichwörtlichen Kopf. Von Europa ist ebenfalls kaum Hilfe zu erwarten, die Beschäftigung mit sich selbst wird innerhalb der EU gerade neu erfunden, da ist - von kurzfristigen humanitären PR-Aktionen abgesehen - wenig zu erwarten.


Alles in allem ist eine V-förmige Erholung der japanischen Wirtschaft sehr unwahrscheinlich. Selbst der Boulevard unkt mittlerweile, dass Japan der Staatsbankrott drohe. Aber für die Weltwirtschaft stellt dies selbstverständlich keine Gefahr dar...


Quellen: 1 2 3

1 Kommentar:

  1. conergy könnte damit die sich anbahnende insolvenz abwenden

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