Mittwoch, 26. Januar 2011

Der Diebstahl an der Kaufkraft – Kalte Enteignung der Sparer


Nun also doch: Auch wenn Wirtschaftsminister Brüderle (FDP) keine inflationären Tendenzen erkennen kann, der Blick ins deutsche Portemonnaie offenbart, dass die Ängste um den eigenen Sparstrumpf berechtigt sind.

Das Schreckensgespenst Inflation ist nach Deutschland zurückgekehrt. Die über Generationen hinweg gefestigte Angst vor einem Anstieg der Verbraucherpreise findet dieser Tage neue Nahrung.
Experten prognostizieren eine über Jahre andauernde Teuerungsrate von 4 Prozent. Fraglich ist, ob dieser Wert richtig ist und warum die Inflation über mehrere Jahre linear ansteigen sollte, statt sprunghaft in die Höhe zu schnellen. Zweistellige Teuerungsraten würden nicht nur das geringe restliche Vertrauen in die Gemeinschaftswährung Euro vollends zerstören, es könnte hierdurch auch zu Protesten kommen. Bisher wurde die deutsche Bevölkerung zwar auch schon über Gebühr belastet, jedoch machen sich Garantien und Bürgschaften für andere Euro-Länder wie Griechenland nicht sofort im Geldbeutel bemerkbar. Die steigenden Preise für Produkte des täglichen Bedarfs hingegen schon.

Und es ist meiner Ansicht nach wesentlich wahrscheinlicher, dass die Inflationsrate höher steigt, als die 4 Prozent, die mittlerweile selbst Zentralorgane staatlicher Beruhigungspolitik  verkünden[1], als dass die Inflationsrate konstant bei 4 Prozent bleibt. Der Grund für diese Annahme sind die heute veröffentlichten Zahlen vom Statistischen Bundesamt. Demnach sind die Preise für Importgüter im Dezember 2010 um satte 12 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr. Dies wird die Inflationsrate in Deutschland abermals „beflügeln“. Besonders eklatant gestiegen sind die Preise für Metalle und Energie. Letztere war im Vergleich zum Vorjahr 34,2 Prozent teurer, während Eisenerz fast doppelt so teuer war, um groteske 98,4 Prozent stieg Eisenerz im Preis. Wir dürfen also gespannt sein, wann die Inflationsrate chinesische Höhen erreicht.

Die Europäische Zentralbank hat seit ihrer Gründung das Ziel, die Inflationsrate knapp unter 2 Prozent zu halten. Warum eigentlich nicht 0 Prozent? Dies würde die Gefahr in sich bergen, das die Wirtschaft in ein deflationäres Gefilde abrutscht, in dem keiner mehr konsumiert, da der Preis für das Gut X ja morgen schon fallen würde, warten sich dementsprechend „lohnt“. Überhaupt ist die Gefahr, die von der Inflation ausgeht, makroökonomisch betrachtet überschaubar: Zwar entwertet sich das Geld, die Schulden allerdings auch. Eine Entschuldung über den Umweg Inflation ist vor allem für diejenigen schmerzhaft, die ohnehin eher zu den „Armen“ zählen, also vom Hartz IV-Empfänger bis in die Mittelschicht hinein. Da diese zu sehr damit beschäftigt sind, ihre Rechnungen zu zahlen und ihren schlecht bezahlten Jobs nachzugehen, werden sie auch diese Kröte schlucken. Aber der von mir bereits angesprochene Leidensdruck steigt natürlich durch diese zusätzlichen Kosten, dieser versteckten Steuer zum Schuldenabbau.

Die noch ausstehenden Verhandlungen über Lohnerhöhungen in den verschiedenen Branchen müssen angesichts der steigenden Inflation kräftige Lohnzuwächse zum Ziel haben, um die Belastung abzufedern. Wie wahrscheinlich dies ist? Nun, die 4 Prozent hören sich gut an. Schließlich will man ja die Konjunktur nicht abwürgen, Deutschland muss konkurrenzfähig bleiben usw. Ob dies ohne Proteste von statten geht, darf bezweifelt werden, denn in Sachen Lohnzurückhaltung sind die Deutschen in den letzten Jahren zum Weltmeister avanciert und langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine Arbeitsstelle allein noch kein auskömmliches Leben garantiert. Dies wissen diejenigen, die in die Kategorie „working poor“ eingeordnet werden, nur zu gut.  Hunderttausende Menschen arbeiten Vollzeit und müssen dennoch zusätzlich zur Arbeitsagentur, da ihr Gehalt nicht ausreicht.

Das Konglomerat aus Politik und Wirtschaft muss aufpassen, dass der Wutbürger seinen Zorn nicht entlädt. Besonders schwierig ist dies im Jahr 2011, in dem keine Fußball-WM oder EM von den eigentlichen Problemen ablenken kann. Da haben es die Briten schon besser: Zwar beträgt da die Inflation schon ganz offiziell 3,7 Prozent, aber dieses Jahr wird im britischen Königshaus geheiratet, also alles halb so schlimm.

1 Kommentar:

  1. Schwer nachvollziehbar, warum die Inflationsrate nicht deutlich höher gehen soll.

    Einerseits ist die reale ("gefühlte") Inflation schon deutlich über 5% und wird nur durch die statistischen Tricks mit der Auswahl und Gewichtung des sog. Warenkorbes ständig neu heruntergerechnet, andererseits sind Hunderte Milliarden Euro in die Bankenrettung gepumpt worden - Geld das nicht einfach so verschwinden wird, sondern über den Hebel des Federal Reserve Systems (nur 9% Eigenkapital) sich bei den Banken noch verzehnfachen wird - wir können also getrost mit 2 Billionen Euro neu geschöpftem Geld in diesem Jahr rechnen.

    Das wird die Kaufkraft verringern, das Geld auf den Konten entwerten und viele weitere Folgen zeitigen.

    Die einzige Frage ist doch, wann der deutsche Wutbürger auch zum Mutbürger wird und endlich anfängt, dieses Kasperletheater zu beenden und die Damen und Herren Volksbetrüger zur Verantwortung zieht.
    Ich bin sicher, der Tag wird kommen, und dann möchte ich nicht in der Haut einiger Damen und Herren stecken...

    Volksvertreter sind wie Staubsaugervertreter - sie vertreten diese nicht, sondern VERKAUFEN sie.

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