Donnerstag, 17. Februar 2011

Die systematische Ablenkung

Nun haben die Gegner Guttenbergs also endlich etwas gefunden, an dem sie sich hochziehen können. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Plagiats-Vorwürfe just zu einer Zeit kommen, in der explodierende (Lebensmittel-)Preise, die Schaffung einer Wirtschaftsregierung auf EU-Ebene oder die gescheiterte Hartz-Reform auf den Titelseiten stehen sollten.

Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat naturgemäß viele Feinde innerhalb der Politik. Dies ist bei erfolgreichen Leuten immer schon so gewesen, nicht nur aber gerade auch in der Politik. Interessanterweise ist Rechtsprofessor Andreas Fischer-Lescano Gründungsmitglied des rot-rot-grünen "Instituts Solidarische Moderne". Eine gewisse Nähe zu den politischen Gegnern von "KT" muss sich Fischer-Lescano also nachsagen   lassen, auch wenn dies nur eine weitere Fußnote ist, die eigentlich keinen interessiert. Allerdings steht die Frage im Raum: Gibt es dieser Tage nichts, was viel eher auf den Titelseiten der großen Tageszeitungen stehen sollte?


Ob wir nun die stetig steigenden Preise für Lebensmittel, Heizkosten oder andere Dinge nehmen: Während die Inflation auf der gesamten Welt Fahrt aufnimmt, kümmert sich die deutsche Gesellschaft um eine Doktorarbeit, deren Titel und viel mehr noch der Inhalt die Wenigsten interessieren dürfte.
Auch von der gescheiterten Reform von Hartz IV ist nur noch wenig zu lesen. Machte Manuela Schwesig am Sonntag noch eine gute Figur bei "Anne Will" und lies Arbeitsministerin von der Leyen nur wenig Möglichkeiten, sich in einem guten Licht darzustellen, so überlesen wir, dass aus "organisatorischen Gründen" die Verhandlungen erst am Freitag fortgesetzt werden sollen. Die Lippenbekenntnisse von Schwesig und Röschen bei "Anne Will", nach denen die Reform diese Woche abgeschlossen werden sollte, erscheinen durch diese "organisatorischen Gründe" noch unwahrscheinlicher.


Auch das fortwährende Hin und Her der Kanzlerin hinsichtlich der deutschen Europa-Politik sorgt nicht mehr für Aufsehen. Statt sich weiterhin gegen eine Wirtschaftsregierung zu stellen, führt Merkel das Lager der Befürworter einer solchen nunmehr an. Die Konsequenz: Noch mehr Garantien für faktisch bankrotte Länder, statt zu löschen entzündet die EU und allen voran Merkel neue Brandherde.


Zum Abschluss muss noch der Gewinner der Woche präsentiert werden: Horst Seehofer (CSU). Durch seinen pragmatischen Kurs bei der Hartz-Reform konnte er bereits Sympathie-Punkte sammeln. Er verkörpert zusammen mit Kurt Beck (SPD) und Wolfgang Böhmer (CDU) das, was die Menschen von Politikern erwarten: Weniger Streit, mehr Entscheidung.
Das Guttenberg nun so einiges an Schmach über sich ergehen lassen muss, dürfte den Ministerpräsidenten Bayerns ebenfalls freuen, immerhin gilt "KT", dessen Familie zu den zehn reichsten Deutschlands zählt, als Nachfolger Seehofers.


Ein deutliches Zeichen der Schwäche hinterließ Guttenberg mit seinem "Blitzbesuch" in Afghanistan. Nicht nur, dass er dieses Mal auf eine große Presse-Entourage verzichtete, er veranlasste seinen Besuch pünktlich, als die ersten Vorwürfe bezüglich seiner Doktor-Arbeit aufkamen. Nicht das erste Mal, dass Guttenberg den Anschein erweckt, vor der Heimatfront zu fliehen. Daran kann auch eine Übernachtung in einem gefährlichen Außenposten nicht wirklich viel ändern.

1 Kommentar:

  1. Ich hab extra nach "Gutenberg Ablenkung" gesucht um zu schauen, wie viele Leute dieses Thema der Medienmanipulation hinterfragt haben und durchschaut.

    Natürlich ist keine der renomierten "Journalismus" Zeitungen dabei.

    Allein dein erster Absatz zeigt schon, dass hier jemand mit einer sehr realen Perspektive am Werk ist.


    Als Ergänzung zur Erschaffung einer EU-Wirschaftsregierung, sieht man auch Anzeichen für eine Weltregierung.

    George Orwell ist aktueller den je!
    Aber dies ist nur ein Thema von vielen.

    Gruß,
    Jet

    AntwortenLöschen