Donnerstag, 3. Februar 2011

Die inflationäre Zwickmühle der EZB

Die Inflation liegt im Euro-Raum bei 2,4 Prozent. Zu hoch für die EZB, aber noch nicht hoch genug. Um die Inflation abzumildern, wäre eine Erhöhung der Leitzinsen ein probates Mittel. Dies wüde aber auch die ohnehin schwache Konjunktur innerhalb der EU abwürgen.

Die Inflation in der Euro-Zone lag im Januar bei 2,4 Prozent, gut 0,5 bis 0,7 Prozentpunkte höher, als die Zielmarke der EZB. Das wohl mächtigste gelpolitische Instrument einer Zentralbank ist die Festlegung des Leitzinses, also der Zinssatz, zu dem sich (eine Hand voll) Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können. Dieser Zinssatz ist seit Mai 2009 auf dem historischen Tiefstand von 1,0 Prozent. Das bedeutet, dass die Banken für wenig Zinsen Geld erhalten, dieses in der Folge auch an die Unternehmen und Konsumenten weitergeben. Es wird investiert und auf Pump konsumiert, was die Konjunktur stimuliert. Der Knackpunkt ist, dass durch eine derart laxe Geldpolitik auf die Inflation angeheizt wird, da sich die Geldmenge, die sich im Umlauf befindet, schnell erhöht. Schließlich bekommen die Banken ja das Geld praktisch hinterhergeworfen, also nehmen sie es natürlich auch.

Inflation trifft besonders die Menschen hart, die ohnehin wenig Geld zur Verfügung haben, man könnte auch sagen, die "von der Hand in den Mund" leben. Denn Inflation bzw. die Verteuerung von Produkten beginnt meist bei Grundnahrungsmitteln, bei Gütern des täglichen Bedarfs. Die Entlohnung der abhängig Beschäftigten steigt natürlich nicht analog zur Inflationsrate und selbst wenn sie es täte, wäre damit nicht wirklich geholfen. Denn höhere Löhne lässt nicht die Gewinnmarge der Unternehmen kleiner werden, sondern Unternehmen geben die höheren Lohnkosten natürlich an das letzte Glied der Kette - dem Konsumenten - weiter. Durch höhere Löhne würde die Inflation also sogar zusätzlich angeheizt werden.

Statt höheren Löhnen bietet sich eine Erhöhung des Leitzinses an: Die Kreditaufnahme wird unattraktiver, die Geldmenge wächst langsamer, die Teuerungsrate nimmt ab. Gleichzeitig wird aber weniger investiert und konsumiert, die Konjunktur verliert an Fahrt. In dieser Zwickmühle sitzt die EZB jetzt: Die Inflation einfach weiter gallopieren zu lassen, führt zu einer Verschärfung der weltweiten Ernährungskrise, zu weiteren Preiserhöhungen und zu noch mehr Aufständen.

Jedoch: Was kümmert es die EZB, wenn in Entwicklungsländern hungern müssen, weil sie die spekulativ nach oben geschraubten Preise für Lebensmittel nicht mehr zahlen können? Die Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern findet immer wieder dort ihre Grenze, an der es ans Eingemachte geht: Die wirtschaftliche Stellung der Industrienationen im weltweiten Vergleich. Wir können es uns leisten, Menschen für unseren Wohlstand sterben zu lassen, wir sind aber nicht bereit, für die von uns herbeigeführten Wirtschaftskrisen die Verantwortung zu tragen.

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