Die Frage, welche Währung denn nun zuerst zerschossen wird, steht im folgenden Artikel im Vordergrund. Viel Spaß beim Lesen!
TheIntelligence.de
Sonntag, 17. Juli 2011
Donnerstag, 7. Juli 2011
Auflösungserscheinungen
Wohin der Blick von Angela Merkel (CDU) dieser Tage auch gehen mag, es verfestigt sich auch durch die alternativlose Brille der Eindruck, dass immer mehr Menschen in der Regierungskoalition und in der mittlerweile sozialdemokratischen CDU Alternativen erkennen können. Allen voran erkennen die CDU-Ministerpräsidenten eine Alternative zu den Plänen Merkels und zu ihrer Parteivorsitzenden selbst.
Am Freitag wird die Länderkammer, der Bundesrat, über drei Gesetze zu befinden haben. Der einstige Hort der CDU-Macht, die Bundesländer, ist keiner mehr. Daran hat Merkel maßgeblichen Anteil, biss sie doch in den vergangenen Jahren die schillernden CDU-Landesfürsten weg und sorgte so für ein solides Machtfundament. Wohlgemerkt ein Fundament, welches lediglich ihre Macht in der Partei zu tragen im Stande war. Aller Hörigkeit zum Trotz könnten sich die verbliebenen sieben CDU-Ministerpräsidenten am Freitag mehrheitlich dem Kurs von Merkel widersetzen. Bereits fünf Ministerpräsidenten haben ihren Widerstand angekündigt. Die Gesetze würden die Haushalte der Bundesländer über Gebühr belasten, so der einhellige Tenor. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich Merkel und die Bundes-CDU durch Kompensationszahlungen ein Ja der CDU-MPs erkauft.
Während der Bundeskanzlerin am Freitag somit wahrscheinlich eine weitere Peinlichkeit erspart bleibt, kann dieser Umstand dennoch nicht über die Auflösungserscheinungen innerhalb der CDU und ihrer Koalitionspartner hinwegtäuschen. Finanzminister Wolfgang Schäuble geriert sich als eiserner Kassenwart, wenn es darum geht, die FDP-Steuersenkungspläne auf ein Minimum zu begrenzen. Auf der anderen Seite schmeißt er maroden, dem Bankrott näher als der Sanierung stehenden, EU-Ländern Milliarden hinterher und verdient sich somit das Prädikat "Januskopf der Bundesregierung". Dies verstehen nicht nur immer weniger Bundesbürger, der eigene Partner, die FDP, erinnert sich an die eigene Sturköpfigkeit in Sachen Steuersenkungen und geht ebenfalls auf Distanz zu Schäuble und damit zu Merkel. Schäuble gilt nicht wenigen Beobachtern des politischen Berlins als letzter wirklich mächtiger Verbündeter der Kanzlerin. Zu alt, um noch politische Ambitionen zu haben, dient der Finanzminister als Blitzableiter für Merkel.
Die Bundesregierung steht vor einem entscheidenden Herbst. Die Abstimmung zum Europäischen Stabilisierungsmechanismus (ESM) ist keineswegs gesichert. Die Parlamentarier fürchten nicht zu Unrecht den Verlust ihrer Königsdisziplin, der Aufstellung und Kontrolle des Haushalts. Immerhin könnte im schlechtesten aller Fälle, von dem momentan auszugehen ist, ein dreistelliger Milliardenbetrag zu Buche schlagen. Durch die Schuldenbremse im Grundgesetz wäre ein derartiger Betrag verfassungswidrig, zumindest wenn man dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages glauben schenken möchte.
Die schon angesprochenen Steuersenkungspläne der FDP könnten im Herbst der nächste Fallstrick für die Regierungskoalition werden, denn angesichts klammer Kassen schloss der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Carstensen (CDU) ein Ja seiner Landesregierung zu diesen Plänen vorsorglich aus. Und das Karlsruher Bundesverfassungsgericht verkündet ebenfalls im Herbst sein Urteil über die Klage gegen die Griechenland-Hilfen und den Euro-Rettungsschirm.
Angesichts dieser Beispiele dürfte ersichtlich werden, weshalb der Herbst für Merkel ein unangenehm heißer werden könnte. Die vielzitierte Aussage Merkels, "Scheitert der Euro, scheitert Europa", dürfte in diesem Falle umgeschrieben werden: Scheitert Merkel, dann scheitert der Euro.
Am Freitag wird die Länderkammer, der Bundesrat, über drei Gesetze zu befinden haben. Der einstige Hort der CDU-Macht, die Bundesländer, ist keiner mehr. Daran hat Merkel maßgeblichen Anteil, biss sie doch in den vergangenen Jahren die schillernden CDU-Landesfürsten weg und sorgte so für ein solides Machtfundament. Wohlgemerkt ein Fundament, welches lediglich ihre Macht in der Partei zu tragen im Stande war. Aller Hörigkeit zum Trotz könnten sich die verbliebenen sieben CDU-Ministerpräsidenten am Freitag mehrheitlich dem Kurs von Merkel widersetzen. Bereits fünf Ministerpräsidenten haben ihren Widerstand angekündigt. Die Gesetze würden die Haushalte der Bundesländer über Gebühr belasten, so der einhellige Tenor. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich Merkel und die Bundes-CDU durch Kompensationszahlungen ein Ja der CDU-MPs erkauft.
Während der Bundeskanzlerin am Freitag somit wahrscheinlich eine weitere Peinlichkeit erspart bleibt, kann dieser Umstand dennoch nicht über die Auflösungserscheinungen innerhalb der CDU und ihrer Koalitionspartner hinwegtäuschen. Finanzminister Wolfgang Schäuble geriert sich als eiserner Kassenwart, wenn es darum geht, die FDP-Steuersenkungspläne auf ein Minimum zu begrenzen. Auf der anderen Seite schmeißt er maroden, dem Bankrott näher als der Sanierung stehenden, EU-Ländern Milliarden hinterher und verdient sich somit das Prädikat "Januskopf der Bundesregierung". Dies verstehen nicht nur immer weniger Bundesbürger, der eigene Partner, die FDP, erinnert sich an die eigene Sturköpfigkeit in Sachen Steuersenkungen und geht ebenfalls auf Distanz zu Schäuble und damit zu Merkel. Schäuble gilt nicht wenigen Beobachtern des politischen Berlins als letzter wirklich mächtiger Verbündeter der Kanzlerin. Zu alt, um noch politische Ambitionen zu haben, dient der Finanzminister als Blitzableiter für Merkel.
Die Bundesregierung steht vor einem entscheidenden Herbst. Die Abstimmung zum Europäischen Stabilisierungsmechanismus (ESM) ist keineswegs gesichert. Die Parlamentarier fürchten nicht zu Unrecht den Verlust ihrer Königsdisziplin, der Aufstellung und Kontrolle des Haushalts. Immerhin könnte im schlechtesten aller Fälle, von dem momentan auszugehen ist, ein dreistelliger Milliardenbetrag zu Buche schlagen. Durch die Schuldenbremse im Grundgesetz wäre ein derartiger Betrag verfassungswidrig, zumindest wenn man dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages glauben schenken möchte.
Die schon angesprochenen Steuersenkungspläne der FDP könnten im Herbst der nächste Fallstrick für die Regierungskoalition werden, denn angesichts klammer Kassen schloss der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Carstensen (CDU) ein Ja seiner Landesregierung zu diesen Plänen vorsorglich aus. Und das Karlsruher Bundesverfassungsgericht verkündet ebenfalls im Herbst sein Urteil über die Klage gegen die Griechenland-Hilfen und den Euro-Rettungsschirm.
Angesichts dieser Beispiele dürfte ersichtlich werden, weshalb der Herbst für Merkel ein unangenehm heißer werden könnte. Die vielzitierte Aussage Merkels, "Scheitert der Euro, scheitert Europa", dürfte in diesem Falle umgeschrieben werden: Scheitert Merkel, dann scheitert der Euro.
Freitag, 1. Juli 2011
Das westliche Durchwurschteln
Griechenland ist gerettet, wenigstens vorerst. Nachdem sich die Europäer erneut ein wenig Zeit erkauft haben, ehe die tönernen Füße, auf dem der Euro und die EU stehen, entzwei brechen, können wir uns nun wieder den USA zuwenden. Auch dort fressen sich die Schulden durch den Bundes- und den Bundesstaats-Haushalt(en). Minnesota musste nun den shut-down erklären, während der US-Kassenwart Timothy Geithner offenbar vor seinem Rücktritt steht.
Dieser Rücktritt Geithners soll nach "mit dem Fall betrauten Kreisen" kurz nach einer etwaigen Einigung im US-Kongress erfolgen. Dieser konnte sich bislang immer noch nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze verständigen. Dies rief den Präsidenten auf den Plan, der in guter Oberlehrer-Manier damit droht, die Ferien der Kongressabgeordneten anlässlich des Unabhängigkeits-Tages zu streichen, wenn sie sich nicht bis Ende dieser Woche einigen sollten. Die Problematik besteht darin, dass selbst wenn sich der US-Kongress zu einer Einigung durchringen könnte und die Schuldengrenze anhebt, das Spiel demnächst schon von vorne beginnt. Denn die USA machen ja weiter Schulden, auch wenn sie dies formal gar nicht mehr dürften. Diese reißen Löcher in andere Kassen, beispielsweise der Pensionskassen der staatlich Angestellten. Einigen sich nun die Parteien auf eine neue Obergrenze, müssten diese Löcher gestopft werden, was zur Folge hat, dass die neue Obergrenze vergleichsweise schnell erreicht wird und der Streit erneut entflammt.
Davon abgesehen steht es um die Finanzen der US-Bundesstaaten mindestens genauso schlecht. Der Markt für Municipal Bonds, aufgrund von Steuervergünstigungen beliebt, kommt nicht recht in Fahrt. Diese Bonds werden von den US-Bundesstaaten ausgegeben, die damit ihre Schuldenmacherei finanzieren. Minnesota ist nun im shut-down Modus. Die staatlichen Angestellten haben unbezahlt frei, nicht-kritische Arbeiten wie etwa Straßenbau-Projekte liegen auf Eis, während Polizei und Co. noch funktionieren. Dies ist ein Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn sich die werten Herren und Damen im US-Kongress nicht bis zum 2. August einigen können.
Schon seltsam, dass just zu diesem Zeitpunkt ein möglicher Geithner-Rücktritt durchsickert. Sicher, nur eine weitere Ratte, die das sinkende Schiff verlässt. Andererseits dürfte es für Obama schwer werden, einen geeigneten Nachfolger zu finden, der diesen undankbaren Posten übernimmt. Die geldpolitische Lockerung der US-Zentralbank läuft aus, ohne das diese nennenswerte Effekte auf die US-Wirtschaft gehabt hätte. Eine hohe Arbeitslosenquote, über 44,6 Millionen Menschen, die auf Lebensmittelmarken angewiesen sind und ein aufgrund unterschiedlicher Mehrheiten gelähmter US-Kongress komplettieren die depressive Melange, die die USA in das gefürchtete Double-Dip-Szenario schlittern lassen könnte. Über all dem steht ein US-Präsident Obama, dessen geringstes Problem seine Wiederwahl sein sollte. Viel eher muss er sich darum sorgen, dass ihm sein Laden nicht vollends um die Ohren fliegt. Die angebliche Hinrichtung Osama bin Ladens jedenfalls konnte nicht zur Gemütsaufhellung der US-Bevölkerung beitragen, da diese weniger daran interessiert ist, irgendwelche Terroristen zu ermorden. Stattdessen sind die Sorgen für Millionen von Menschen in den USA viel existentiellerer Natur, sei es nun, dass das Essen auf dem Tisch steht oder das die Zelt-Stadt, in der sie leben, nicht abgerissen wird.
Die griechische Tragödie jedenfalls kann das Dilemma der USA vorerst nicht länger übertünchen. Aber es stehen ja schon die nächsten Kandidaten in der Reihe, die geeignet sind, vom US-Bankrott abzulenken. Grundsätzlich hat die Situation der vergangenen Monate und Jahre etwas von Aufschub um jeden Preis. Insolvenzverschleppung steht zwar unter Strafe, politisches Durchwurschteln jedoch nicht. Jedenfalls solange nicht, wie es den Menschen im jeweiligen Land nicht auffällt. Unsere Bundeskanzlerin kann hier zur Abwechslung als ein Vorbild gelten, hat sie doch das Zögern, Zaudern und Nicht-Entscheiden in Deutschland und Europa wie keine andere kultiviert. Und wenn sie dann doch mal etwas entscheidet, dann häufig deshalb, weil der französische Präsident Sarkozy ihr etwas ins Ohr geflüstert hat. Einen solchen Einflüsterer hat Obama nicht, jedenfalls nicht offiziell. Er steht an der Spitze eines Landes, welches sich zusehends zurückentwickelt. Man kann in Obama durchaus einen, wenn auch schlechten, Insolvenzverwalter sehen, dem die Abwicklung der USA immer mehr über den Kopf wächst.
Dieser Rücktritt Geithners soll nach "mit dem Fall betrauten Kreisen" kurz nach einer etwaigen Einigung im US-Kongress erfolgen. Dieser konnte sich bislang immer noch nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze verständigen. Dies rief den Präsidenten auf den Plan, der in guter Oberlehrer-Manier damit droht, die Ferien der Kongressabgeordneten anlässlich des Unabhängigkeits-Tages zu streichen, wenn sie sich nicht bis Ende dieser Woche einigen sollten. Die Problematik besteht darin, dass selbst wenn sich der US-Kongress zu einer Einigung durchringen könnte und die Schuldengrenze anhebt, das Spiel demnächst schon von vorne beginnt. Denn die USA machen ja weiter Schulden, auch wenn sie dies formal gar nicht mehr dürften. Diese reißen Löcher in andere Kassen, beispielsweise der Pensionskassen der staatlich Angestellten. Einigen sich nun die Parteien auf eine neue Obergrenze, müssten diese Löcher gestopft werden, was zur Folge hat, dass die neue Obergrenze vergleichsweise schnell erreicht wird und der Streit erneut entflammt.
Davon abgesehen steht es um die Finanzen der US-Bundesstaaten mindestens genauso schlecht. Der Markt für Municipal Bonds, aufgrund von Steuervergünstigungen beliebt, kommt nicht recht in Fahrt. Diese Bonds werden von den US-Bundesstaaten ausgegeben, die damit ihre Schuldenmacherei finanzieren. Minnesota ist nun im shut-down Modus. Die staatlichen Angestellten haben unbezahlt frei, nicht-kritische Arbeiten wie etwa Straßenbau-Projekte liegen auf Eis, während Polizei und Co. noch funktionieren. Dies ist ein Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn sich die werten Herren und Damen im US-Kongress nicht bis zum 2. August einigen können.
Schon seltsam, dass just zu diesem Zeitpunkt ein möglicher Geithner-Rücktritt durchsickert. Sicher, nur eine weitere Ratte, die das sinkende Schiff verlässt. Andererseits dürfte es für Obama schwer werden, einen geeigneten Nachfolger zu finden, der diesen undankbaren Posten übernimmt. Die geldpolitische Lockerung der US-Zentralbank läuft aus, ohne das diese nennenswerte Effekte auf die US-Wirtschaft gehabt hätte. Eine hohe Arbeitslosenquote, über 44,6 Millionen Menschen, die auf Lebensmittelmarken angewiesen sind und ein aufgrund unterschiedlicher Mehrheiten gelähmter US-Kongress komplettieren die depressive Melange, die die USA in das gefürchtete Double-Dip-Szenario schlittern lassen könnte. Über all dem steht ein US-Präsident Obama, dessen geringstes Problem seine Wiederwahl sein sollte. Viel eher muss er sich darum sorgen, dass ihm sein Laden nicht vollends um die Ohren fliegt. Die angebliche Hinrichtung Osama bin Ladens jedenfalls konnte nicht zur Gemütsaufhellung der US-Bevölkerung beitragen, da diese weniger daran interessiert ist, irgendwelche Terroristen zu ermorden. Stattdessen sind die Sorgen für Millionen von Menschen in den USA viel existentiellerer Natur, sei es nun, dass das Essen auf dem Tisch steht oder das die Zelt-Stadt, in der sie leben, nicht abgerissen wird.
Die griechische Tragödie jedenfalls kann das Dilemma der USA vorerst nicht länger übertünchen. Aber es stehen ja schon die nächsten Kandidaten in der Reihe, die geeignet sind, vom US-Bankrott abzulenken. Grundsätzlich hat die Situation der vergangenen Monate und Jahre etwas von Aufschub um jeden Preis. Insolvenzverschleppung steht zwar unter Strafe, politisches Durchwurschteln jedoch nicht. Jedenfalls solange nicht, wie es den Menschen im jeweiligen Land nicht auffällt. Unsere Bundeskanzlerin kann hier zur Abwechslung als ein Vorbild gelten, hat sie doch das Zögern, Zaudern und Nicht-Entscheiden in Deutschland und Europa wie keine andere kultiviert. Und wenn sie dann doch mal etwas entscheidet, dann häufig deshalb, weil der französische Präsident Sarkozy ihr etwas ins Ohr geflüstert hat. Einen solchen Einflüsterer hat Obama nicht, jedenfalls nicht offiziell. Er steht an der Spitze eines Landes, welches sich zusehends zurückentwickelt. Man kann in Obama durchaus einen, wenn auch schlechten, Insolvenzverwalter sehen, dem die Abwicklung der USA immer mehr über den Kopf wächst.
Dienstag, 28. Juni 2011
Samstag, 25. Juni 2011
Das liberale Dilemma
Egal was die FDP momentan versucht, so recht in die Spur will sie nicht finden. Nachdem sich die Liberalen zu Beginn ihrer Regierungsarbeit von ihren hehren Zielen verabschieden und das eine oder andere PR-Desaster überstehen mussten, wollen sie sich nun wieder ihrem Markenkern widmen: Steuern runter. Es scheint aber so, als hätte die deutsche Bevölkerung keine Lust auf geringere Steuern. Der einstige Garant für hohe Zustimmungswerte innerhalb Deutschlands scheint keiner mehr zu sein.
FDP-Generalsekretär Christian Lindner traut sich nun aus der Deckung und nennt im "Tagesspiegel am Sonntag" 9 Milliarden Euro als Entlastungsziel. Der eiserne Kassenwart der bundesdeutschen Republik, Wolfgang Schäuble (CDU), hingegen sieht kaum Spielraum für Steuersenkungen und erntet dafür nicht etwa Ablehnung, sondern kann sich der Zustimmung der Bevölkerung sicher sein. Das Bild vom bescheidenen Deutschen wird gezeichnet.
Das Problem der FDP ist doch, dass sie ihre Pläne nicht gut genug kommuniziert. Viele Menschen denken an Steuersenkungen für Hotels oder für Reiche, wenn die Liberalen davon sprechen, den deutschen Steuerzahler entlasten zu wollen. Dass es im Gegenteil darum geht, die kleinen und mittleren Einkommen steuerlich zu entlasten und der sogenannten "kalten Progression" das Wasser abzugraben, das ist anscheinend noch nicht überall angekommen. Seit Jahren wurde Deutschland dadurch global wettbewerbsfähig gemacht, dass die Löhne entweder gar nicht stiegen oder nur eine sehr moderate Steigerung erfuhren, die meist schon von der Inflation verfrühstückt wurde. Wenn es jetzt eine Partei gibt, die sich nicht energiepolitische Großexperimente auf die Fahne geschrieben hat und stattdessen steuerliche Entlastungen in der Breite durchsetzen will, dann ist dies zunächst ja einmal positiv, völlig unabhängig davon, wie man jetzt persönlich zu dieser Partei steht. Es scheint fast so, als ob es die FDP niemandem Recht machen könnte. Verzichtet sie auf ihre zentrale Forderung wird ihr politisches Umfallen vorgeworfen. Wenn sie vorschlägt, die Steuern um - in diesen Tagen lächerlich anmutende - 9 Milliarden Euro zu senken, wird ihr aber auch nur finanzpolitischer Dilettantismus um die Ohren gehauen.
Vielleicht sollte sich die FDP ähnlich gerieren wie die Bionaden-Trinker, die stundenlang leidenschaftlich darüber diskutieren, ob man jetzt dem Ausstieg bis 2022 zustimmen sollte oder lieber den Ruf der Dagegen-Partei manifestiert und für einen Ausstieg bis 2017 plädiert. Die Spitze der Grünen jedenfalls ist für den Plan von der Regierung Merkel, wohl auch um sich die schwarz-grüne Alternative 2013 nicht zu verbauen. Würde sich die FDP an den Grünen ein Vorbild nehmen, so wären sie immerhin medial deutlich präsenter, ob nun berechtigt oder nicht.
Immerhin könnte es die FDP verstanden haben, dass in einer Koalition mit der Merkel-CDU Rücksichtnahme auf den Koalitionspartner kein guter Ratgeber ist. Und auch Merkel müsste den FDP-Steuerplänen zustimmen, will sie sich auf den koalitionären Juniorpartner bei der Abstimmung über den Europäischen Stabilisierungsmechanismus verlassen können. Der FDP-Politiker und Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler sieht die EU bereits auf dem Weg in die monetäre Planwirtschaft und den politischen Zentralismus. Wenn diese Stimmen innerhalb der FDP-Bundestagsfraktion mehr Gehör finden und Merkel eine Niederlage bei der Abstimmung beizubringen drohen, kann man sich auf den Machtmenschen Merkel verlassen. Sie wird der FDP dann einen Knochen zuwerfen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Knochen nicht splittert und der FDP ernsthaften Schaden zufügt. Immerhin musste die FDP bislang stets als Prügelknabe für die Missetaten der Bundesregierung herhalten.
FDP-Generalsekretär Christian Lindner traut sich nun aus der Deckung und nennt im "Tagesspiegel am Sonntag" 9 Milliarden Euro als Entlastungsziel. Der eiserne Kassenwart der bundesdeutschen Republik, Wolfgang Schäuble (CDU), hingegen sieht kaum Spielraum für Steuersenkungen und erntet dafür nicht etwa Ablehnung, sondern kann sich der Zustimmung der Bevölkerung sicher sein. Das Bild vom bescheidenen Deutschen wird gezeichnet.
Das Problem der FDP ist doch, dass sie ihre Pläne nicht gut genug kommuniziert. Viele Menschen denken an Steuersenkungen für Hotels oder für Reiche, wenn die Liberalen davon sprechen, den deutschen Steuerzahler entlasten zu wollen. Dass es im Gegenteil darum geht, die kleinen und mittleren Einkommen steuerlich zu entlasten und der sogenannten "kalten Progression" das Wasser abzugraben, das ist anscheinend noch nicht überall angekommen. Seit Jahren wurde Deutschland dadurch global wettbewerbsfähig gemacht, dass die Löhne entweder gar nicht stiegen oder nur eine sehr moderate Steigerung erfuhren, die meist schon von der Inflation verfrühstückt wurde. Wenn es jetzt eine Partei gibt, die sich nicht energiepolitische Großexperimente auf die Fahne geschrieben hat und stattdessen steuerliche Entlastungen in der Breite durchsetzen will, dann ist dies zunächst ja einmal positiv, völlig unabhängig davon, wie man jetzt persönlich zu dieser Partei steht. Es scheint fast so, als ob es die FDP niemandem Recht machen könnte. Verzichtet sie auf ihre zentrale Forderung wird ihr politisches Umfallen vorgeworfen. Wenn sie vorschlägt, die Steuern um - in diesen Tagen lächerlich anmutende - 9 Milliarden Euro zu senken, wird ihr aber auch nur finanzpolitischer Dilettantismus um die Ohren gehauen.
Vielleicht sollte sich die FDP ähnlich gerieren wie die Bionaden-Trinker, die stundenlang leidenschaftlich darüber diskutieren, ob man jetzt dem Ausstieg bis 2022 zustimmen sollte oder lieber den Ruf der Dagegen-Partei manifestiert und für einen Ausstieg bis 2017 plädiert. Die Spitze der Grünen jedenfalls ist für den Plan von der Regierung Merkel, wohl auch um sich die schwarz-grüne Alternative 2013 nicht zu verbauen. Würde sich die FDP an den Grünen ein Vorbild nehmen, so wären sie immerhin medial deutlich präsenter, ob nun berechtigt oder nicht.
Immerhin könnte es die FDP verstanden haben, dass in einer Koalition mit der Merkel-CDU Rücksichtnahme auf den Koalitionspartner kein guter Ratgeber ist. Und auch Merkel müsste den FDP-Steuerplänen zustimmen, will sie sich auf den koalitionären Juniorpartner bei der Abstimmung über den Europäischen Stabilisierungsmechanismus verlassen können. Der FDP-Politiker und Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler sieht die EU bereits auf dem Weg in die monetäre Planwirtschaft und den politischen Zentralismus. Wenn diese Stimmen innerhalb der FDP-Bundestagsfraktion mehr Gehör finden und Merkel eine Niederlage bei der Abstimmung beizubringen drohen, kann man sich auf den Machtmenschen Merkel verlassen. Sie wird der FDP dann einen Knochen zuwerfen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Knochen nicht splittert und der FDP ernsthaften Schaden zufügt. Immerhin musste die FDP bislang stets als Prügelknabe für die Missetaten der Bundesregierung herhalten.
Montag, 20. Juni 2011
Europas Politiker im Wartestand
Die Nacht-Sitzung der europäischen Finanzminister ging ohne Ergebnis zu Ende. Statt die 12 Milliarden Euro, die nächste Tranche aus dem Hilfspaket für Griechenland, zu bewilligen, spielen die Politiker auf Zeit und mit dem Feuer.
Zunächst wolle man abwarten, ob das griechische Parlament den neuerlichen Austeritäts-Maßnahmen zustimmt. Das Kalkül dahinter ist, den griechischen Parlamentariern ein weiteres Ja zum Sparen abzupressen, da ansonsten die Staatspleite droht. Diese Drohkulisse sollte fruchten, so zumindest die Hoffnung der EU-Oberen. Ob dieser Plan aufgeht, hängt aber besonders davon ab, ob die sozialistische Regierung in Griechenland überhaupt noch das Vertrauen des Parlaments genießt. Die für die Nacht auf Mittwoch geplante Vertrauensfrage dürfte für die Europäer entscheidend dafür sein, ob weiterhin Geld fließt oder nicht. Bis dahin wird sich nun zunächst in stiller Schweigsamkeit geübt, um die Verhandlungsposition der EU gegenüber Griechenland zu stärken.
Die Vertrauensfrage im griechischen Parlament ist allerdings mitnichten eine Formalie. Die amtierende Regierung verfügt lediglich über eine Mehrheit von 5 Stimmen im Hohen Haus. Von der Opposition ist keine Schützenhilfe zu erwarten und ob der Coup des Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou, den Verteidigungsminister des Landes nun in den Finanzkrieg zu entsenden und zum neuen Finanzminister zu küren, auch wirklich einer war, wird sich erst in der Nacht zu Mittwoch entscheiden.
Die Menschen auf den Straßen der griechischen Metropolen haben ihr Urteil hingegen längst gefällt: Deutschland, Frankreich und die EU sind als Schuldige ausgemacht worden. Schuldig im Sinne der wirtschaftlichen Talfahrt, hervorgerufen durch die immer neuen Sparpakete, die dennoch nicht ausreichen, um den Moloch der Staatsschuld trocken zu legen.
Die Nervosität ist besonders auf den europäischen Finanzplätzen sicht- und spürbar. Eigentlich war erwartet worden, dass die 12 Milliarden Euro heute ausgezahlt werden, auch um den Griechen und der EU erneut Zeit zu kaufen. Selbst wenn diese Tranche ausgezahlt wird, so muss sich Angela Merkel auf innerkoalitionäre Turbulenzen einstellen: Ihr erneutes Einknicken vor dem Charmebolzen aus Frankreich hatte ihrer ohnehin wackeligen Mehrheit für ein erneutes Sparpaket einen Stoß versetzt. Ob die Mehrheit nun noch vorhanden ist, nachdem sie eigenmächtig entschied, dass die Banken auf freiwilliger Basis an der Euro-Rettung teilnehmen, kann mit letzter Gewissheit nicht gesagt werden. Das Echo auf ihre Entscheidung, u.a. hier zu lesen, ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten. Was hat Merkel noch in der Hand, um den Abgeordneten ein Ja abzuringen?
Für die FDP dürfte es interessant sein, die Verlängerung der Anti-Terror-Gesetze zu kassieren, im Gegenzug zu ihrem Ja zum finanzpolitischen Wagnis der Bundesregierung. Dies würde aber eine herbe Niederlage für die CSU bedeuten, die den allseits geschätzten und seinem Amt durch und durch gewachsenen Innenminister auf Bundesebene stellen. Zwar stehen auch noch andere Programmpunkte auf der Regierungs-Agenda, die Reform der Pflegeversicherung zum Beispiel, allerdings dürfte es für Merkel nicht leicht werden, zwischen den drei Regierungsparteien einen Interessenausgleich zu verwirklichen und ihr oberstes Ziel - Griechenland nicht pleite gehen zu lassen - ebenso zu erreichen. Die machtbewusste Kanzlerin dürfte spätestens dann von ihren wenig ambitionierten Plänen, die private Finanzwirtschaft freiwillig an einer Umschuldung Griechenlands teilnehmen zu lassen und Milliarden zu versenken, ablassen, sobald sie ihre eigene Mehrheit in Gefahr sieht. Es wird dieser Tage jedenfalls nicht unwahrscheinlicher, dass sich unsere Kanzlerin in der Rolle von Papandreou wiederfindet und sich ihrerseits des Vertrauens des Bundestages rückversichern muss.
Zunächst wolle man abwarten, ob das griechische Parlament den neuerlichen Austeritäts-Maßnahmen zustimmt. Das Kalkül dahinter ist, den griechischen Parlamentariern ein weiteres Ja zum Sparen abzupressen, da ansonsten die Staatspleite droht. Diese Drohkulisse sollte fruchten, so zumindest die Hoffnung der EU-Oberen. Ob dieser Plan aufgeht, hängt aber besonders davon ab, ob die sozialistische Regierung in Griechenland überhaupt noch das Vertrauen des Parlaments genießt. Die für die Nacht auf Mittwoch geplante Vertrauensfrage dürfte für die Europäer entscheidend dafür sein, ob weiterhin Geld fließt oder nicht. Bis dahin wird sich nun zunächst in stiller Schweigsamkeit geübt, um die Verhandlungsposition der EU gegenüber Griechenland zu stärken.
Die Vertrauensfrage im griechischen Parlament ist allerdings mitnichten eine Formalie. Die amtierende Regierung verfügt lediglich über eine Mehrheit von 5 Stimmen im Hohen Haus. Von der Opposition ist keine Schützenhilfe zu erwarten und ob der Coup des Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou, den Verteidigungsminister des Landes nun in den Finanzkrieg zu entsenden und zum neuen Finanzminister zu küren, auch wirklich einer war, wird sich erst in der Nacht zu Mittwoch entscheiden.
Die Menschen auf den Straßen der griechischen Metropolen haben ihr Urteil hingegen längst gefällt: Deutschland, Frankreich und die EU sind als Schuldige ausgemacht worden. Schuldig im Sinne der wirtschaftlichen Talfahrt, hervorgerufen durch die immer neuen Sparpakete, die dennoch nicht ausreichen, um den Moloch der Staatsschuld trocken zu legen.
Die Nervosität ist besonders auf den europäischen Finanzplätzen sicht- und spürbar. Eigentlich war erwartet worden, dass die 12 Milliarden Euro heute ausgezahlt werden, auch um den Griechen und der EU erneut Zeit zu kaufen. Selbst wenn diese Tranche ausgezahlt wird, so muss sich Angela Merkel auf innerkoalitionäre Turbulenzen einstellen: Ihr erneutes Einknicken vor dem Charmebolzen aus Frankreich hatte ihrer ohnehin wackeligen Mehrheit für ein erneutes Sparpaket einen Stoß versetzt. Ob die Mehrheit nun noch vorhanden ist, nachdem sie eigenmächtig entschied, dass die Banken auf freiwilliger Basis an der Euro-Rettung teilnehmen, kann mit letzter Gewissheit nicht gesagt werden. Das Echo auf ihre Entscheidung, u.a. hier zu lesen, ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten. Was hat Merkel noch in der Hand, um den Abgeordneten ein Ja abzuringen?
Für die FDP dürfte es interessant sein, die Verlängerung der Anti-Terror-Gesetze zu kassieren, im Gegenzug zu ihrem Ja zum finanzpolitischen Wagnis der Bundesregierung. Dies würde aber eine herbe Niederlage für die CSU bedeuten, die den allseits geschätzten und seinem Amt durch und durch gewachsenen Innenminister auf Bundesebene stellen. Zwar stehen auch noch andere Programmpunkte auf der Regierungs-Agenda, die Reform der Pflegeversicherung zum Beispiel, allerdings dürfte es für Merkel nicht leicht werden, zwischen den drei Regierungsparteien einen Interessenausgleich zu verwirklichen und ihr oberstes Ziel - Griechenland nicht pleite gehen zu lassen - ebenso zu erreichen. Die machtbewusste Kanzlerin dürfte spätestens dann von ihren wenig ambitionierten Plänen, die private Finanzwirtschaft freiwillig an einer Umschuldung Griechenlands teilnehmen zu lassen und Milliarden zu versenken, ablassen, sobald sie ihre eigene Mehrheit in Gefahr sieht. Es wird dieser Tage jedenfalls nicht unwahrscheinlicher, dass sich unsere Kanzlerin in der Rolle von Papandreou wiederfindet und sich ihrerseits des Vertrauens des Bundestages rückversichern muss.
Donnerstag, 16. Juni 2011
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